Brunhilde Seemann

Meine Erlebnisse auf dem Jakobsweg

Ein paar kurze, einleitende Gedanken


Auch gute Bekannte waren von meinem Plan, den Jakobsweg als Pilgerin zu gehen, etwas irritiert. Das hat mich aber nicht abgeschreckt und ich hatte auch zu keiner Zeit Zweifel, dass meine Entscheidung richtig ist. Auf Grund von einer Verletzung konnte mein Mann leider nicht mitgehen und so musste ich eventuell alleine das Abenteuer auf mich nehmen; ich hatte aber zu jeder Zeit die vollste Unterstützung von und durch ihn.
Meinen ersten Weg (2008/500km) brauchte ich dann doch nicht alleine zu gehen, denn meine Freundin Nora machte sich mit mir auf den Weg. Den zweiten Pilgerweg (2009/800km) machte ich dann alleine. Auf den beiden letzten Wege (2010/250km/portugiesischer Weg)  und 2011/800km) konnte zum Glück mein Mann dabei sein.
„Pilgern“ ist ja heutzutage ein bisschen aus der Mode gekommen. Es ist zwar in den letzten Jahren wieder populärer („in“) geworden, aber ich habe festgestellt, dass viele lieber den Begriff „wandern“ wählen. Wer aber den Camino Frances wählt, der pilgert. Diese 800km Strecke von Saint-Jean-Pied-de-Port am Fuße der französischen Pyrenäen nach Santiago de Compostela an der Nordwestküste Galiciens in Spanien ist der historische Jakobus-Weg. Kelten, Römer und vor allen Dingen Christen im Mittelalter sind diesen Weg schon gegangen.
Ich könnte jetzt vorgreifen und von Erlebnissen sprechen, erzählen, schildern, die immer wieder vorkamen und doch auch immer einzig waren. Diese Punkte werde ich aber in meinen Berichten dann ansprechen. Nur eines vorweg:  Skeptiker, die ich unterwegs auf meinen vier Pilgerwegen immer wieder getroffen habe, waren in der Mehrzahl  am Ende Ihrer Wanderungen sehr stark von dem Weg und dem Gedanken angetan, sie sind zu Pilgern geworden. In schlechten Zeiten war natürlich der Wunsch oder das Bedürfnis zum pilgern größer. Aber auch heute noch oder heute wieder, kommen Jahr für Jahr immer mehr Menschen (im Jahre 2010 waren über 270.000 Pilger in Santiago de Compostela registriert) zum pilgern. Sie kommen um am Grab des heiligen Jakobus zu beten aber auch um sich auf dem Weg zu finden. Viele Jakobuspilger haben während ihrer Pilgerung überraschende Erfahrungen gemacht. Die Strapazen des langen Fußmarsches haben Ihnen ein neues Lebensgefühl geschenkt. Viele haben auch zum Glauben zurück gefunden. Das tolle am Jakobsweg ist vor allen Dingen, dass Menschen verschiedenster Generationen, Nationalitäten (aus allen Erdteilen) und Motivationen sich treffen, unterhalten und in den Refugien, den Herbergen, für einen Tag, für eine Nacht zusammen leben.
Jeder Weg war ein Erlebnis und ich möchte keinen Kilometer missen.



 


letzte Änderung: 31.03.2012